
„Sie sollten auf jeden Fall aufhören zu Laufen und jegliche Belastung für das Knie vermeiden.“ Da war sie also, die Diagnose, die ich nicht hören wollte. Ich sollte mich genau dort einschränken, wo ich am wenigsten Lust hatte. Wieso wurde mir nicht geraten, ich solle nicht mehr so oft die Wohnung putzen oder mein Auto waschen? Vermutlich wäre mir das um einiges einfacher gefallen. Nun gut, man kann es nicht ändern. Dachte ich zumindest, denn was der Arzt sagt, das befolgt man besser. Aber ganz von vorne.
2002 hatte ich einen Verkehrsunfall, bei dem mich ein Autofahrer auf meinen Motorroller übersehen hat und ich dann im hohen Bogen über die Motorhaube segelte. Ich vermute, dass der Flug toll aussah, kann mich aber nicht mehr daran erinnern. Was mir jedoch in Erinnerung geblieben ist, sind die Schmerzen danach. Ich lag in einer Pfütze, die ungefähr doppelt so groß war wie ich. Um den Unfall auch in vollen Zügen genießen zu können, habe ich mir einen kalten Oktobertag ausgesucht, an dem es in Strömen regnete. Arbeitgeberfreundlich, wie ich bin, wählte ich als Zeitpunkt den Freitagabend aus. So konnte ich wenigstens noch die komplette Woche meine Arbeit verrichten.
Jedenfalls brach ich mir beim Sturz so gut wie alles, was an Knochen auf der rechten Körperseite verfügbar war. Unterarm, Mittelhand, Oberschenkel und Kniescheibe. Als ich für den Transport in die Unfallklinik unter Narkose gesetzt wurde, ging ich eigentlich davon aus, dass ich bei Ankunft wieder aufwache und mir dann erklärt wird, was gemacht wird. Als ich jedoch meine Augen wieder öffnete, sah ich aus wie ein billiger Borg, dem aus Arm und Bein dicke Metallstangen herausragten. Anscheinend hatten sie es eilig und erledigten alles, so lange ich noch im Land der Träume schlummerte.
Die Kniescheibe wurde mit Draht fixiert, so dass sich das Knochengewebe darum herum wieder regenerieren und zusammenwachsen konnte. Viele Wochen später wurde der Draht entfernt und ich begann mit den Rehamaßnahmen. Diese wurden dadurch erschwert, dass ich vorher mehr oder weniger komplett unsportlich gewesen war. Die einzigen sportlichen Aktivitäten bestanden darin, dass ich mich mit dem einen oder anderen Bier zuviel, auf der Tanzfläche bewegte.

Ca. 2 Jahre später war dann das meiste überstanden. Die Schmerzen traten kaum noch auf und bis auf zwei Schrauben in meiner Hand, war sämtliches Metall entfernt. Ich traute mich sogar das erste Mal, wieder Fußball zu spielen. Wenn auch nur ganz sachte in einer Halle mit Kunstrasen.
Dann packte mich plötzlich das Lauffieber. Durch einen Firmenlauf, bei dem mein damaliger Arbeitgeber teilnahm, kam ich auf den Geschmack. Ich war nie ein Langstreckenläufer, sondern freute mich immer, wenn ich mal über die 10 km kam. Der bis heute bestehende Rekord lag bei 16 km. Zu dieser Zeit war ich aber auch wirklich viel unterwegs. Im Laufe der Zeit pendelte sich mein wöchentliches Pensum bei 2-3 Läufen, jeweils zwischen 45 und 60 Minuten ein. Ich hatte eine ordentliche Ausdauer und war zufrieden. Auch Gewichtstechnisch schien alles in Ordnung zu sein. Bei 1,90 m Körpergröße brachte ich ca. 91 kg auf die Waage, ohne dabei einen allzu großen Bauchansatz zu haben.
Leider fand ich berufsbedingt dann immer weniger Zeit, um meiner Laufleidenschaft nachzukommen. Irgendwann lief ich dann nur noch alle 2-3 Wochen, wenn überhaupt und dann schlief es komplett ein. Dann fing auch mein Knie langsam an zu schmerzen. Vor allem beim Treppensteigen. Hatte es bis dahin nur seltsame Knirschgeräusche von sich gegeben, spürte ich jetzt auch immer deutlicher, dass etwas nicht in Ordnung war. Was macht man in solchen Fällen? Man schon das Knie. Im Nachhinein war das aber vermutlich genau die falsche Maßnahme. Denn die Schmerzen wurden nicht weniger, sondern eher mehr. Irgendwann war ein schmerzfreies Treppensteigen nicht mehr möglich und so fand ich mich eines Tages im MRT liegend wieder. Mit dem bekannten Ergebnis, welches mir der Arzt in einem kurzen Gespräch feierlich mitteilte.
So habe ich mich also im letzten Jahr kaum noch sportlich betätigt, außer die eine oder andere Runde mit dem eBike, was sicherlich nicht die schlechteste Sache für ein geschädigtes Knie ist. Insgeheim habe ich das Laufen aber doch vermisst und die Probleme mit dem Knie wurden auch nicht besser. Nach ein wenig Recherche im Internet, fällte ich dann einen Entschluss. Die Chancen, dass die Schmerzen durch das Laufen schlimmer werden, liegen ca. bei 50 Prozent. Zumindest wenn man den „Experten“ im Netz glauben darf. Es klingt aber logisch, dass durch den Aufbau der Kniemuskulatur, das Knie stabilisiert wird. Dies kann zwar auch durch Radfahren erreicht werden, doch auch das Laufen wird nur in den wenigstens Fällen ausgeschlossen. Also, werde ich wieder damit beginnen. Generell möchte ich mich wieder etwas mehr bewegen. Sicherlich werde ich niemals im Gebirge rumklettern, aber zumindest das Wandern möchte ich etwas intensivieren. Zur Unterstützung habe ich mir auch passende Stöcke besorgt. Die Wanderschuhe hatte ich bereits vorher.
So, nun sollte also jedem klar sein, wie ich in die jetzige Situation gekommen bin. Schauen wir mal, was sich daraus machen lässt.
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